We caught up with Christof Nettekoven, expedition climber. He talked about his passion for not only classic alpinism but also the rich cultural experiences that can be found on an expedition.
Wie bist du zum Expeditionsbergsteigen und Klettern gekommen?
Ich bin in Bonn aufgewachsen, weit weg von den deutschen Alpen. Meine Lust auf Berge überkam mich zum ersten Mal bei einem Austauschprogramm als Teenager. Ich war ein halbes Jahr in der Kleinstadt Ridgway, in den Rocky Mountains von Colorado, wo ich an Freizeitaktivitäten teilnahm, die sich alle um die umliegenden Berge drehten.
Später führten mich meine Trekkingtouren dann schließlich in die Hochgebirge dieser Welt, von den Anden bis hin zum Himalaya. Du kletterst, stehst dann auf einem 5.000 m hohen Gebirgspass und bist zufrieden, aber früher oder später fragst du dich, wie die Welt wohl von noch weiter oben aussehen würde. Du willst noch mehr sehen und erleben. Und das ist die Hauptidee des klassischen Alpinismus. Früher wollten die Leute wissen, wie es da oben aussieht, wie es wäre, näher an ihren Göttern zu sein. Heutzutage geht es auch darum, an seine eigenen Grenzen zu stoßen. Deshalb halte ich immer Ausschau nach unerklommenen Gipfeln, die man immer noch in abgelegenen Gebieten finden kann. Richtige Abenteuer in unberührten Gegenden mit interessanten Menschen und faszinierenden Kulturen.
Das ist ein weiteres wichtiges Element meiner Expeditionen: Ich interessiere mich sehr für die einheimischen Gebirgsmenschen und deren Kultur. Ich schaue immer nach einer Kombination aus beidem, sowohl unerklommene Gipfel als auch einheimische Gebirgsstämme, an weit abgelegenen Orten auf der ganzen Welt.

Wo bzw. was ist deine Lieblings-Bergbesteigung?
Die nächste Bergbesteigung mag ich immer am liebsten. Aber allgemein mag ich am liebsten Expeditionen in abgelegene und unberührte Regionen mit unerklommenen Gipfeln über 6.000 m. Das ist die Art von Entdeckung, von der ich träume. Planung, Organisation und Vorbereitung dauern jedes Mal fast ein Jahr. Ist der Zugang schwierig, gibt es Probleme bei der Passiergenehmigung oder herrschen besondere politische Situationen in Sperrgebieten, kann es manchmal mehrere Jahre dauern, bis eine Idee umgesetzt wird. Aber wenn die Idee dann Wirklichkeit wird, ist es das absolute Highlight jeder Saison. Der Karakorum ist mein Lieblingsgebirge, denn es bietet immer noch sehr viele Möglichkeiten.
Aber ich weiß, dass ihr Zahlen sehen wollte. Also die Liste meiner letzten selbstorganisierten Entdeckungstouren sieht folgendermaßen aus:
2011: Pakistan, Karakorum, Ghujerab-Berge, Koh-e-Brobar 6008 m, Erstbesteigung.
2012: Afghanistan, Pamirgebirge / Wachankorridor, Koh-e – 5725 m, Erstbesteigung.
2013: Pakistan, Karakorum, Shuijerab Gebirge, Koh-e-Gulistan, 6224 m, Erstbesteigung.
2014: China, Karakorum, Aghil Gebirge, Xiao Kangri 6102 m, Erstbesteigung.
2016: Pakistan, Karakorum, Panmah Muztagh, Porok Ri 6020 m und Nera Peak 6143 m, Erstbesteigungen.

Auf welchen Moment in Deiner Bergsteiger- bzw. Expeditionskarriere bist du bis jetzt am meisten stolz?
Die entdeckungsreichen Expeditionen in diese abgelegenen Gegenden sind so vielseitige Erfahrungen. Da ist es wirklich schwierig, nur einen Moment herauszusuchen. Wenn du nach Hause kommst, brauchst du Monate, bis du all das Erlebte erst einmal verarbeitet hast.
Ganz ehrlich, der beste Moment ist nicht nur der, wenn du den Gipfel erklimmst. Die Spitze nach einem anstrengenden Zugang und Aufstieg mit einem guten Team aus Freunden zu erklimmen ist eine unglaubliche und unvergessliche Erfahrung. Aber allein der Weg in die Berge mit den wunderbaren einheimischen Menschen und deren Kultur ist schon ein Abenteuer. In Kamelkarawanen durch das Shaksgam-Tal oder auf Yaks der Pamir Nomaden durch die Hochebenen des afghanischen Pamir reisen, das Karakorum-Tal mit unseren ortsansässigen Trägern in Baltistan, Shimshal oder Hunza entdecken und die Gipfelfeste zusammen mit den Einheimischen und deren traditionellem Essen (wozu es, nebenbei erwähnt, oft harten selbstgebrauten Likör oder Wein gab) feiern – all das sind unvergessliche Momente. Zu sehen, dass all die harte Arbeit und die Pläne letztendlich aufgehen – das ist der größte Erfolg, den ich haben kann.
„Ganz ehrlich, der beste Moment ist nicht nur der, wenn du den Gipfel erklimmst. Die Spitze nach einem anstrengenden Zugang und Aufstieg mit einem guten Team aus Freunden zu erklimmen ist eine unglaubliche und unvergessliche Erfahrung.”
Wenn du nicht gerade an einer Wand hängst oder einen Berg hinaufstapfst, wo kann man dich sonst finden?
Naja, ich habe ein relativ normales Leben, wenn ich nicht auf Expedition bin. Glaubt bloß nicht, dass ich ein Indiana Jones-ähnliches Leben führe – nein, ich habe ein ganz normales Arbeitsleben.
Ich lebe in Bonn im Rheinland und in meiner Freizeit liebe ich es, das nahegelegene Ahrtal zu erkunden, sowohl wegen der Natur als auch des guten Weins. Neben dieser kulinarischen Freude sind die Weinberge des Ahrtals auch die steilsten Weinberge Deutschlands und somit ein prima Trainingsgelände. Abgesehen von schwierigen Expeditionen lasse ich es auch gerne ruhig angehen, mit einer guten Tasse Tee und einem alten Buch von einem der klassischen Entdecker (wahre Geschichten, bei denen ich anfange, von der nächsten Expedition zu träumen).
Wer ist Dein größtes Idol, im Sport oder außerhalb?
Ich bin immer von den Entdeckern der alten Schule und klassischen Bergsteigern aus der guten alten Zeit begeistert, als das Reisen zu und durch diese Gegenden noch wesentlich schwieriger als heute war. Der minimalistische Stil einiger unter ihnen, so wie Shipton, war seiner Zeit weit voraus. Leute wie Shipton, Tilman oder Tichy, das waren wahrhafte Pioniere mit dem richtigen Sinn, Grenzen zu überschreiten. Sie haben weiße Flächen auf der Landkarte entdeckt und kamen zurück mit einem Haufen Informationen und neuen Ideen über diese unbekannten Gebiete, die die nachfolgenden Generationen an Bergsteigern bis heute inspiriert haben!

Du bist auf einer einsamen Insel. Du hast ein Buch, ein Album und einen Osprey Rucksack, was suchst du aus und warum?
Eines meiner Lieblingsbücher ist Graham Greenes Roman „Der stille Amerikaner”. Einerseits ein historische Geschichte, andererseits aber auch eine politische, über Kolonialismus in Verbindung mit Idealismus und praktischer Politik. Aber für einen längeren Aufenthalt im Wald wäre vielleicht ein dickeres Buch besser, so wie der historische Roman „Der Glaspalast” von Amitav Gosh.
Mein Musikgeschmack hängt ganz von der Situation ab. Zum Relaxen brauche ich einfache Musik, aber energiegeladene Musik zum Sport und für andere Aktivitäten, das kommt wirklich darauf an. Ein gemischtes Album mit meinen Lieblingshits wäre am besten. Ich kann mich wirklich nicht auf einen einzigen Künstler festlegen. Da würde ich verrückt werden.
Auf so ein Waldabenteuer würde ich den Atmos AG 65 mitnehmen. Der wäre sehr praktisch, wenn ich viel Platz zum Tragen meiner Ausrüstung oder zum Sammeln von Früchten bräuchte – und wenn es ein bisschen heiß oder es im Regenwald tropisch feucht wird, ist er dank des schwebenden AntiGravity Rückensystems in Verbindung mit dem komplett belüfteten Hüftgurt ein sehr komfortabler Rucksack
Wenn ich nur mit leichtem Gepäck schnell unterwegs sein müsste, so wie zum Klettern, dann würde ich den Mutant 38 nehmen, denn sein schlankes Design ist perfekt fürs Klettern und bietet trotzdem alle nötigen Features und clevere Lösungen, die so ein Rucksack braucht.
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