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Project Vertical

#ospreyeurope

Project Vertical

oder: wie man körperliche und
mentale Hürden überwindet

Im November 2020 vollbrachten die Osprey Abenteurer Jonathan Pain und Fergus Crawley eine unglaubliche Meisterleistung. Ihr Ziel: den weltweit ersten Vertical Marathon absolvieren, indem sie den höchsten Berg Großbritanniens, den Ben Nevis, immer wieder auf- und absteigen. Im Mittelpunkt dieser Herausforderung stand eine Spendensammlung für Movember, eine Initiative, die auf das Thema psychische Gesundheit bei Männern aufmerksam macht. Die beiden haben uns über ihr spannendes Abenteuer erzählt.

„Am 1. November 2020 haben wir (Fergus Crawley und ich, Jonathan Pain) mit dem Aufstieg des Ben Nevis in Fort William, Schottland, begonnen. Der Ben Nevis ist der höchste Berg in Großbritannien. Wir wussten, dass dies der erste von insgesamt 32 aufeinanderfolgenden Aufstiegen sein würde – aber wir wussten nicht, dass wir am Anfang eines legendären Abenteuers standen!

Aber lasst uns die Geschichte von Anfang an erzählen. Ich meine, warum in aller Welt besteigt man 32-mal hintereinander den Nevis? Ganz einfach: Fergus ist schuld! Die letzten drei Jahre hat sich Fergus unermüdlich für die mentale Gesundheit von Männern eingesetzt. Er machte insbesondere auf die alarmierende Anzahl von Suiziden bei Männern aufmerksam und betonte immer wieder, wie wichtig es für uns sei, offen über derartige Themen zu sprechen.

Schon zuvor machte die Movember Foundation mithilfe von extrem schwierigen Herausforderungen auf diese Problematik aufmerksam. 2018 bat mich Fergus, ihn zu coachen, um sich auf die körperlichen Herausforderungen vorzubereiten. So entstand unsere Partnerschaft.

Letztes Jahr überlegten wir dann, einen Marathon zu laufen, aber wir brauchten eine Herausforderung, die noch mehr Aufmerksamkeit auf unser Anliegen zieht. Daraufhin vergrößerte Fergus einfach die Karte und fragte: „Wie wär’s mit einem … vertikalen Marathon?“ Wenn man den Ben Nevis 32-mal hintereinander besteigt, ist er insgesamt 42 km hoch. Ein Vertikaler Marathon. Und so entstand das „Project Vertical“.

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Die Botschaft, die wir mit der Challenge übermitteln wollten, war: Wenn man mit schwerwiegenden psychischen Problemen konfrontiert ist, sollte man Hilfe suchen und darüber reden. Über seine Probleme zu sprechen kann Leben retten und wenn wir gegenüber unserer Familie und Freunden ehrlich sind, kann sich das sehr positiv auswirken.

Deshalb fanden wir, dass wir gemeinsam den Nevis besteigen sollten. Mit dem gemeinsamen Aufstieg – anstelle eines erneuten verblüffenden Solos von Fergus – wollten wir demonstrieren, dass wir uns alle in den schwierigsten Zeiten gegenseitig unterstützen können. Zu wissen, dass andere Menschen bereit sind, selbst die schwersten Zeiten gemeinsam mit uns durchzustehen, kann einen riesigen Unterschied machen, wenn wir unsere eigenen Hindernisse, ja Berge, im Alltag zu überwinden versuchen – wie groß diese auch immer sein mögen.

Der erste Tag war hart. Extrem hart. Wir brachen auf, als der Sturm Aiden über das Land fegte. Bei unserem ersten Aufstieg herrschte somit eine Windgeschwindigkeit von etwa 175 km/h bei Temperaturen von -19 °C. Wir stiegen hinab, versuchten, unsere Ausrüstung so gut wie möglich zu trocknen, und stiegen wieder hinauf.

Der zweite Aufstieg war genauso schwer. Als wir nach geschlagenen acht Stunden im Kampf gegen seitlichen Regen und Hagel zum zweiten Mal die Spitze erklommen, trafen wir auf einen anderen Bergsteiger, der es nicht zurück nach unten schaffte. Wir konzentrierten all unsere Kräfte auf die Rettung des Bergsteigers und somit endete unser erster Tag schließlich in schierer Erschöpfung.

Erst später realisierten wir, dass wir uns nach dem Kraftakt, den uns Tag 1 abverlangt hatte, der Wirklichkeit stellen mussten: Es war unmöglich, die 32 Aufstiege innerhalb der von uns selbst festgelegten 11 Tage zu bewältigen.

Wir sprachen ausführlich über unsere missliche Lage – nicht nur unter uns, sondern auch mit unseren Helfern, die sich um die Logistik vor Ort kümmerten. Es flossen einige Tränen, aber schließlich kamen wir zu dem Entschluss, dass wir weitermachen und jeden Tag so viel geben würden wie möglich. Das Wichtige war, immer den ersten Schritt gemeinsam zu gehen, nicht aufzugeben und diesen Berg zu besteigen. Ein Berg, der jetzt nicht mehr nur eine Metapher für die zu überwindenden Hürden im Leben war.

Mit jedem weiteren Tag unserer 11-tägigen Herausforderung stellten wir fest, dass wir angesichts unseres Schicksals unsere Botschaft zur seelischen Gesundheit selbst umsetzten: Wir sprachen miteinander und waren ehrlich zueinander. Das war genau das, was wir mit dem Project Vertical vermitteln wollten. Wir stellten plötzlich aus einer anderen Perspektive fest, wie wichtig es ist, die Hilfe von den Menschen um uns herum anzunehmen. Außerdem bekamen wir aufmunternde Nachrichten, sowohl von Freunden als auch Unbekannten aus nah und fern.

Auch wenn wir unser ursprüngliches, willkürlich gesetztes Ziel nicht erreichten, stiegen wir schließlich mit der Unterstützung unserer Markenpartner insgesamt 22-mal auf den Nevis – das entspricht dreimal dem Everest. Dabei wurden wir täglich mit unseren Ängsten konfrontiert, denen wir uns gemeinsam stellten. Wir widerstanden dem Drang, aufzugeben, denn wir gaben uns gegenseitig Halt und konnten zudem auf die Menschen um uns herum zählen. Wir überwanden tagtäglich unseren eigenen Berg – nicht nur im übertragenen, sondern auch im wahrsten Sinne des Wortes. Dabei halfen wir uns immer wieder gegenseitig, den ersten und den nächsten Schritt zu gehen.

Als das Project Vertical am 11. November 2020 zu Ende ging, lag ein komplett anderes Abenteuer hinter uns als das, was wir uns eigentlich ausgemalt hatten. Und dieses Abenteuer werden wir niemals vergessen.

Also, schnapp auch du dir deinen Rucksack, geh raus und besteige deinen eigenen Berg: #climbyourownmountain.

Jonathan Pain und Fergus Crawley sprechen im Osprey Podcast über die Herausforderung, das Training und den Einfluss von psychischer Gesundheit.

Jonathan Pain: @jonathanpain | Fergus Crawley: @ferguscrawley | Scott Jackson (Fotograf): @scojackson

Sei auf deinen Abenteuern verantwortungsbewusst und folge zu deiner Sicherheit den COVID-19-Richtlinien.

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